Trainieren Ihr Hörverstehen

        

Der alte Sultanl

Luise Staudt-Zoerb (1944)
Es hatte ein Bauer einen treuen(treu) Hund, der Sultan hieß, der war alt geworden und hatte alle Zähne verloren, so daß er nichts mehr fest packen konnte. Zu einer Zeitあるとき stand der Bauer mit seiner Frau vor der Haustüre und sprach: "Den alten Sultan schieß(tot|schie·ßen) ich morgen tot, der ist zu nichts mehr nütze." Die Frau, die Mitleid mitを気の毒に思う dem treuen Tiere hatte, antwortete: "Da er uns so lange Jahre gedient(die·nen) hat und ehrlich誠実に bei uns gehalten, so könnten wir ihm wohl das Gnadenbrot施しのパン geben." - "Ei was," sagte der Mann, "du bist nicht recht gescheit頭がおかしいんじゃない; er hat keinen Zahn mehr im Maul動物の口, und kein Dieb泥棒 fürchtet怖がる sich vor ihm, er kann jetzt abgehen去る. Hat er uns gedient, so hat er sein gutes Fressen dafür gekriegt受け取る."

Der arme Hund, der nicht weit davon近くの in der Sonne ausgestreckt手足などを伸ばす(aus|stre·cken) lag, hatte alles mit angehörtが耳に入る(an|hö·ren) und war traurig, daß morgen sein letzter Tag sein sollte. Er hatte einen guten Freund, das war der Wolf, zu dem schlich(schlei·chen) er abends hinaus in den Wald und klagte überを訴える das Schicksal運命, das ihm bevorstände間近に迫る(be·vor|ste·hen). "Höre, Gevatter," sagte der Wolf, "sei guten Mutes元気を出せ, ich will dir aus deiner Not helfen. Ich habe etwas ausgedacht(aus|den·ken). Morgen in aller Frühe geht dein Herr mit seiner Frau ins Heu干し草, und sie nehmen ihr kleines Kind mit, weil niemand im Hause zurückbleibtあとに残る. Sie pflegen常である das Kind während der Arbeit hinter die Hecke生け垣 in den Schatten日陰 zu legen. Lege dich daneben, gleich als wolltestかのように du es bewachen. Ich will dann aus dem Walde herauskommen und das Kind rauben, du mußt mir eifrig一心に nachspringen, als wolltest du mir es wieder abjagen. Ich lasse es fallen, und du bringst es den Eltern wieder zurück, die glauben dann, du hättest es gerettet, und sind viel zu dankbar, als daßそれどころか sie dir ein Leid antun危害を加える(an|tun) sollten; im Gegenteilそれどころか, du kommst到来する in völlige Gnade沢山の恵み, und sie werden es dir an nichts mehr fehlen lassen不足させない."

Der Anschlag gefiel計画 dem Hund, und wie er ausgedacht思い描く(aus|den·ken) war, so ward er auch ausgeführt行なう. Der Vater schrie(schrei·en), als er den Wolf mit seinem Kinde durchs Feld laufen sah; als es aber der alte Sultan zurückbrachte(zu·rück|brin·gen), da war er froh, streichelteなでる ihn und sagte: "Dir soll kein Härchen gekrümmt(krüm·men) werden, du sollst das Gnadenbrot essen, solange du lebst." Zu seiner Frau aber sprach er: "Geh gleich heim und koche dem alten Sultan einen Weckbreiお粥, den braucht(brau·chen) er nicht zu beißen, und bring das Kopfkissenまくら aus meinem Bette, das schenk(schen·ken) ich ihm zu seinem Lager." Von nun anそれ以来 hatte es der alte Sultan so gut, als er sich's nur...の限り wünschen konnte. Bald hernach besuchte ihn der Wolf und freute sich, daß alles so wohl gelungenうまくいく(ge·lin·gen) war. "Aber, Gevatter," sagte er, "du wirst doch ein Auge zudrücken押して閉める(zu|drü·cken), wenn ich bei Gelegenheit機会があれば deinem Herrn ein fettes Schaf weghole運び去る. Es wird einem heutzutage schwer, sich durchzuschlagenやり通す." - "Darauf rechne当てにする nicht," antwortete der Hund, "meinem Herrn bleibe ich treu, das darf ich nicht zugebenを許す(zu|ge·ben)!" Der Wolf meinte, das wäre nicht im Ernste本気で gesprochen, kam in der Nacht herangeschlichen(an|schlei·chen) und wollte sich das Schaf holen. Aber der Bauer, dem der treue Sultan das Vorhaben des Wolfesオオカミの計画 verratenを漏らす hatte, paßte ihm auf und kämmteくしでとかす ihm mit dem Dreschflegel脱穀用の殻竿 garstig意地悪く die Haare. Der Wolf mußte ausreißen逃げ出す(aus|rei·ßen), schrie aber dem Hund zu: "Wart, du schlechter Geselle卑劣な仲間, dafür sollst du büßen!償いをする"

Am andern Morgen schickte der Wolf das Schwein und ließ den Hund hinaus in den Wald fordern, da wollten sie ihre Sache ausmachen問題を解決する. Der alte Sultan konnte keinen Beistand助力 finden als eine Katze, die nur drei Beine hatte, und als sie zusammen hinausgingen, humpelte足をひきずる(hum·peln) die arme Katze daher und streckte伸ばす zugleich vor Schmerz苦痛で den Schwanzしっぽ in die Höhe. Der Wolf und sein Beistand waren schon an Ort und Stelle, als sie aber ihren Gegner daherkommenやって来る(da·her|kom·men) sahen, meinten sie, er führte持っていく(füh·ren) einen Säbel mit sich, weil sie den aufgerichteten Schwanz伸びている尾 der Katze dafür ansahen. Und wenn das arme Tier so auf drei Beinen hüpfteぴょんぴょん跳ねる, dachten sie nichts andersそれ以外にない, als es höbe jedesmal einen Stein auf, wollte damit auf sie werfen. Da ward ihnen beiden angst: Das wilde Schwein verkrochはって隠れる(ver·krie·chen) sich ins Laub木の葉, und der Wolf sprang auf einen Baum. Der Hund und die Katze, als sie herankamen, wunderten sich, daß sich niemand sehen ließ. Das wilde Schwein aber hatte sich im Laub nicht ganz verstecken können, sondern die Ohren ragten noch heraus. Während die Katze sich bedächtig慎重に umschaute見回す(um|schau·en), zwinste das Schwein mit den Ohren; die Katze, welche meinteと思った, es regte sichわずかに動く da eine Maus, sprang darauf zu und biß(bei·ßen) herzhaft hinein力強く深く. Da erhob sich立ち上がる das Schwein mit großem Geschrei, lief fort und rief: "Dort auf dem Baum, da sitzt der Schuldige犯人." Der Hund und die Katze schauten hinauf(auf|schau·en) und erblickten den Wolf, der schämte sich恥じる(schä·men), daß er sich so furchtsam臆病な gezeigt見せる(zei·gen) hatte, und nahm von dem Hund den Frieden an.